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Barrels und ihre selbstbetitelte EP: Abwechslungsreicher Punkrock in Durchdacht

Punkrock ist doch sowieso immer das Gleiche - oder? Die Hamburger Newcomer-Band Barrels beweist mit ihrer neuen EP das Gegenteil - denn die Platte glänzt auf ganzer Linie mit energetischen und abwechslungsreichen Tracks.

Barrels lassen sich aufgrund der Variabilität ihrer Songs Genre-technisch nur reichlich schwer einordnen. Würde man es versuchen, so würde man aber vermutlich Punkrock, Indie und eine Spur Emo nennen. Auffällig ist die Präsenz des Schlagzeugs. So steigt fast jeder Song mit teils aggressiven Drums ein und Gitarre und Bass wirken teilweise lediglich ergänzend, um eine Basis für die kraftvollen Vocals der Sänger Frederic und Arne zu bilden. Die Stimmfarbe des Gesangs im Song „Crossed Arms“ erinnert mit ihrer plötzlichen Sanftheit und Tiefe teilweise an Martin Engler von Mono Inc., die Hauptvocals und generell einiges am Stil der EP an Billy Talent mit Sänger Benjamin Kowalewicz.

Eine wirkliche Leitlinie in Geschwindigkeit oder Stil gibt es kaum. Durchweg auffällig gut sind aber die instrumental durchaus kompliziert und durchdachten Bridges in jedem einzelnen Song. Sie sind mal anheizend und Circlepit-fähig, und steigern mal melodisch die Intensität, bis die Gesangsstimme noch kraftvoller zurückkommt.

Textlich bewegt sich die Band im für Punkrock typischen, revolutionär anprangernden Bereich. Besonders in Erinnerung bleibt aber die Textzeile „It’s in our hands that we can see what we wanna see“ aus dem Song „Read After Burning“, der das Tempo wieder anzieht und auch musikalisch wirklich gut funktioniert. Teilweise gibt es in den Tracks jedoch einige Passagen, die länger als nötig gestreckt wurden. Das tut dem Gesamten aber nicht wirklich einen Abbruch.

Auffällig, und gut als Abschluss geeignet, ist der letzte Song der EP. Der ganze sieben Minuten lange Track „Lights Off“ kommt als einziger mit anfangs gepickter Gitarre und birgt eine einprägsame, sich wiederholenden Textzeile. Das teilweise geshoutete „don’t pull me into the water, don’t let me drown“, bleibt definitiv im Kopf - und im Ohr. Der Song endet mit melodischem A-Capella-„Chorgesang“, der die EP nach der zwischenzeitlichen klanglichen Aggression wunderschön sanft abrundet.

Fazit

7.5
Wertung

Eine grundsolide EP, die aufgrund ihrer abwechslungsreichen Erscheinung einigen Fans der groben Genreeingrenzung zusagen kann und mir persönlich auch wirklich gut gefällt

Jannika Hoberg